Weinprobe 2019

Schweizer Rebsorten

Für einmal standen an der diesjährigen Weinprobe der Zunft Höngg im Fasskeller von Zweifel 1898 an der Regensdorferstrasse nicht (nur) Weine im Fokus des Interesses, sondern ein vertiefter Einblick in alle Rebsorten der Schweiz, vermittelt von Rebgenetiker Dr. José Vouillamoz. Herkunft und Verwandtschaft mittels DNA-Analyse: Bis so tief in die genetischen Erbanlagen von Reben hatten bislang nur wenige gesehen.

Das neue Regime unter Walter Zweifel als neuem Höngger Zunftmeister, nach 46 Jahren Höngger Weinprobe vom Strassenanzug in die rote Höngger Kleinjogg-Weste zu wechseln, wurde von den Zünftern offensichtlich anstandslos respektiert, und so konnte Stubenmeister Beat Schmid um 18 Uhr eine einheitlich rotgekleidete Zünfterschar – über 100 Höngger Zünfter, Ehrengäste, Zunftgesellen und Gäste – draussen in der Loggia zur Weinprobe 2019 begrüssen.

Für einmal standen anschliessend nicht die Weine einer Region im Zentrum des Interesses, sondern tiefgehende Informationen zur Herkunft und Verwandtschaft von Rebsorten. Als Referenten hatte Robert Zurbriggen, der dieses Jahr für die Weinprobe verantwortlich war und sein ganzes hervorragendes Wissen und Herzblut ins Ereignis gesteckt hatte, den international renommierten Walliser Rebgenetiker Dr. José Vouillamoz geladen, der an elf Schweizer Weinsorten (z.B. Chasselas, Räuschling, indogene Walliser Sorten, Pinot Noir, Completer etc.) aufgrund vertiefter DNA-Analysen aufzeigte, seit wann sie belegt sind, woher und von welchen Eltern sie stammten und worin aufgrund ihrer Terroir-Anlagen ihre geschmacklichen Unterschiede liegen.

Wie an den Weinproben der Zunft Höngg stets der Brauch, wurden parallel zu den in zwei Teilen gehaltenen Ausführungen von José Vouillamoz die entsprechenden Weine eingebettet in ein dazu passendes Menu, geliefert von der Candrian Catering AG (Bahnhofbuffets Zürich). Der Fokus lag dabei naturgemäss bei Weissweinen, wobei auch gelegentlich einmal je ein Weisser und ein Roter zum dazugehörigen Gang ausgeschenkt wurde. Man hätte sich dabei aber durchaus wie in den Vorjahren einen kleinen Kommentar zu den einzelnen Tropfen gewünscht.

Zunftwein für das Jahr 2019-2020

Erneut stammt der Wein, welchen die Zunft an ihren kommenden Hauptanlässen bis Sechseläuten 2020 geniessen wird, aus dem zunfteigenen, von der Rebbaugruppe der Zunft im Rebberg Klingen kultivierten Rebbestand von gut 250 Weinstöcken. Der vom Statthalter und Rebbaugruppen-Mitglied Thomas Schönbächler präsentierte 2017er hat all das Potential, die Zunft bis zur nächsten Weinprobe im Frühjahr 2020 als gehaltvoller Zunftwein zu begleiten, was der Zünfterharst auch durch ein einstimmiges Urabstimmungs-Resultat vor Ort bestätigte.

Zunftmeisterliche Rededuelle

Als Ehrengäste hatte Walter Zweifel zwei in rhetorischen Fragen höchst erprobte Zunftmeisterkollegen zur Weinprobe geladen und aus ihnen mit träfen Sprüchen und gut recherchierten Fakten hervorragende Repliken auf rhetorisch hohem Niveau herausgekitzelt: Mathis Berger von der Zunft zur Zimmerleuten, begleitet von seinem Zunftpfleger Mattias Landolt, und Urs Berli von der Zunft Fluntern, begleitet von Zeugwart Urs Cipolat.

Zu Weinproben-Beginn hatte im Fasskeller bereits eine Kinderdelegation der Zunft zur Zimmerleuten Walter Zweifel zum neuen Amt witzig und gekonnt gratuliert, wie wenn sie bereits ihr ganzes bisheriges Leben ausschliesslich dieser einen Berufung gewidmet hätten. Und diesem hohen rhetorischen Niveau seiner eigenen Kinderdelegation gerecht zu werden war eine echte und grosse Herausforderung für Zimmerleuten-Zunftmeister Mathis Berger, welche er aber – als Jurist sicher ein typischer Vertreter der von der Zunft repräsentierten Bauwirtschaft – hervorragend und auf höchstem Level zu meistern verstand.

Der Fluntermer Zunftmeister Urs Berli – vor seinem seinerzeitigen Wechsel zur Business-Softwaregesellschaft Vertec AG Verkaufsleiter bei der Zweifel Pomy-Chips AG – war während seiner Dankesrede ebenfalls für eine Überraschung gut: Er wechselte während seiner Replik heimlich in den orangen Zweifel-Overall und ehrte den Höngger Zunftmeister zusammen mit seinem Überraschungsgast und Zunftmeister-Vorgänger Felix Müller mit einem zweistimmig vorgetragenen Gedicht.