Dass sich hinter dem harmlosen Begriff „Weinprobe der Zunft Höngg“ ein veritables Weinseminar verbirgt, wurde selbst Zunftvertrauten spätestens am letzten Freitagabend klar: Am diesjährigen traditionellen Zunftanlass mussten Chardonnay- und Pinot-Noir-Weine aus weltweit unterschiedlichen Lagen unter der fachkundigen Anleitung von Walter Zweifel, Zunftvorsteher und Geschäftsführer der gastgebenden Weinkellerei Zweifel, blind degustiert und beurteilt werden.
Nachdem die Höngger Weinproben bislang alternierend auf einzelne Weinregionen aus der Schweiz und aus weltweite Lagen aller Kontinente fokussiert waren, änderte Stubenmeister Walter Zweifel dieses Jahr die Blickrichtung radikal und folgte in seiner Präsentation den beiden weltweit angebauten Rebsorten Chardonnay und Pinot Noir durch bekanntere und unbekanntere Lagen auf allen Kontinenten.
Es galt dabei, je sechs Chardonnay- und Pinot-Noir-Weine vorerst blind zu degustieren und zu beurteilen, worauf Walter Zweifel das Geheimnis dann jeweils lüftete und die Weine und Weinlagen im Detail präsentierte. Wie an den Weinproben der Zunft Höngg der Brauch, wurden dabei die Vorstellung der verschiedenen Weine in ein passendes Menu, geliefert von der Candrian Catering AG (Bahnhofbuffets Zürich), eingebettet, wobei zu jedem Gang je zwei bis drei passende Weine gereicht wurden.
Zunftwein für das Jahr 2013
Erneut stammt der Wein, welchen die Zunft an ihren kommenden Hauptanlässen bis Sechseläuten 2014 geniessen wird, aus dem zunfteigenen, von der Rebbaugruppe der Zunft im Rebberg Klingen kultivierten Rebbestand von gut 250 Weinstöcken. Nachdem Rebbaugruppen-Mitglied Armin Hilti das Weinverständnis des Höngger Zunftmeisters Daniel Fontolliet zuerst mit einem blind eingeschenkten Klingener Clevner 2003 getestet hatte, präsentierte er ihm den 2011er, welcher die Zunft bis zur nächsten Weinprobe im Frühjahr 2014 als gehaltvoller Zunftwein 2013 begleiten wird.
Zunftmeisterliche und andere Rededuelle
Keine zünftige Veranstaltung ohne Reden und Gegenreden auf höchstem Niveau: Und so stellte der Höngger Zunftmeister seine Ehrengäste Saffran-Zunftmeister und Zürcher Zoodirektor Dr. Alex Rübel, begleitet von Säckelmeister Stephan Stauber, und Weggen-Zunftmeister Christian Städeli, begleitet vom ZZZ-Delegierten Markus Henggeler, humorvoll und pointiert vor. Beide Ehrengäste bedankten sich für die Einladung mit hervorragenden und witzigen Gegenreden, welche von der gesamten Weinproben-Gesellschaft immer wieder mit viel Gelächter unterbrochen wurden.
Für ein Highlight der besonderen Art sorgte der Wiediker Zunftschreiber Dr. Andreas Weisflog, geladen als spezieller Gast der Zunft Höngg: Der studierte Apotheker und heute in Urdorf praktizierende Bauer gilt als derjenige mit den besten Kirschen im ganzen Limmattal. Am Höngger Rechenmahl 2012 hatte er den Wiediker Zunftmeister Kaspar Luchsinger nach Höngg begleitet und war vom Höngger Meister auch prompt auf seine Kirschen angesprochen worden (Zitat): „Wir haben ja im Juni jeweils unsere Weinprobe und da möchten wir gerne mal testen, ob Deine Kirschen tatsächlich die Besten sind.“ Und Andi Weisflog kam der Aufforderung gerne nach:
Text: Ueli Friedländer Fotos: Markus Spalinger