Weinprobe 2011

Ganz im Zeichen des Wechsels stand die diesjährige traditionelle Höngger Weinprobe: Neues Apéro-Lokal – Zunftwein aus neuer Reblage und zunfteigener Produktion.

Einweihungs-Zunftapéro in der neugestalteten Weinlaube der Firma Zweifel

Seit der Wiederbestockung des Höngger Chillesteigs im Jahr 1968 durch die Stadt Zürich ist die Zunft Höngg als einzige Zürcher Zunft in der privilegierten Situation, ausschliesslich Zunftwein aus dorfeigener Lage konsumieren zu können. Und dies wird auch künftig so bleiben! Neu wird der Zunftwein aber aus dem zunfteigenen, seit 1985 im Rebberg Klingen kultivierten Rebbestand von gut 250 Weinstöcken stammen, welcher von der Rebbaugruppe der Zunft gepflegt und im Quartier gekeltert und ausgebaut wird.

Im Vorjahr noch als Stubenmeister auf der anderen Seite des Ehrentisches (mit Zunftmeister Hans-Peter Stutz) …

… jetzt selbst auf der Ehrenseite:

Zunftmeister Daniel Fontolliet wird der Zunftwein 2011 vom Klingen durch Rebbaugruppen-Obmann             Andreas Köhler präsentiert (im Hintergrund, sitzend: Stubenmeister Walter Zweifel)

Stubenmeister Walter Zweifel und Rebbaugruppen-Obmann Andreas Köhler konnten somit Zunftmeister Daniel Fontolliet anlässlich seiner ersten Weinprobe im Meisteramt erstmalig den zunfteigenen Klingener Clevner des Jahrgangs 2009 als neuen Zunftwein präsentieren, einen kräftigen und gehaltvollen granatroten Tropfen mit sanft spürbarem Barriqueanteil, leichter Beerennote und mit an Burgunder gemahnendem Körper.

Jean-Michel de Montmollin

Der mit zunftmeisterlichem „Gut zum Trunk“ als Zunftwein 2011 akzeptierte Klingener Clevner dürfte wegen seiner Seltenheit jeweils für die Weinprobe, das Rechenmahl und das Sechseläuten-Mittagessen reichen; ergänzend muss dann aber wohl auch künftig auf Chillesteig-Clevner zurückgegriffen werden.

Weine aus Neuchâtel

Im Zentrum der Höngger Weinprobe, welche jedes Jahr auf eine jeweils einzige Wein-Provenienz im Inland oder Ausland fokussiert wird, standen dieses Jahr Weine der Reblagen am Neuenburgersee aus den Kellern der Domaine de Montmollin in Auvernier, präsentiert von Inhaber Jean-Michel de Montmollin, der dafür eigens auf die Teilnahme an den gleichentags beginnenden Feierlich-keiten zur 1000-Jahrfeier von Auvernier verzichtet hatte.

Wie stets an Weinproben der Zunft Höngg wurde die Vorstellung der verschiedenen Weine in ein Menu mit neuenburgischen Spezialitäten eingebettet, geliefert von der Candrian Catering AG (Bahnhofbuffets Zürich), wobei zu jedem Gang je zwei bis drei passende Weine degustiert wurden.

Zunftmeisterliche Rededuelle

„Patron en famille“: Der Höngger Zunftmeister Daniel Fontolliet mit seinen Ehrengästen (v.l.n.r.) S. Zuppinger und A. Huber (Gerwe-Schuhmachern) sowie M. Fritz und W. Weber (Kämbel)

Nicht nur der Höngger Zunftmeister, sondern auch seine beiden zünftischen Ehrengäste sind neu in ihrem Meisteramt:

  • Prof. Dr. med. Alex Huber, stillstehender Gerwe-Zunftmeister der vereinigten Zünfte zur Gerwe und zur Schuhmachern, begleitet von Beisitzer Stephan Zuppinger
  • Max Fritz, Kämbel-Zunftmeister in Begleitung von Zunftpfleger Willy Weber.

Dass der Höngger Meister aber bei der im Übrigen brillanten und humorvollen Vorstellung seiner Ehrengäste zeitweise Vor- und Nachnamen des Kämbel-Zunftmeisters Max Fritz verwechselte, ist an einer Höngger Weinprobe vor wenigen Jahren schon einmal einem Ehrengast in weit fortgeschritteneren Meisterjahren passiert und wurde daher von der begeisterten Festgesellschaft wie bereits damals als willkommener „Running Gag“ jedesmal mit Riesengelächter quittiert, insbesondere zur Freude auch von Alt-Zunftmeister Fritz Meier, der sich bei jedem „lieber Fritz“ von Daniel Fontolliet persönlich angesprochen fühlte.

Die gekonnt und meisterlich gewürdigen Ehrengäste konterten mit prägnanten und humorvollen Repliken auf hochstehendem rhetorischen Niveau, immer wieder unterbrochen von Gelächter und Applaus der Weinprobe-Gesellschaft.

Text: Ueli Friedländer / Fotos: Markus Spalinger