Nicht monotones Vuvuzela-Getröte, sondern europäisch-traditioneller Fanfarenklang begleitete zwei Tage nach dem historischen 0:1-Sieg des Schweizer Teams über die spanische National-Elf an der Fussball-weltmeisterschaft in Südafrika die Zunft Höngg durch ihre diesjährige Weinprobe: Im Fokus stand auch hier Südafrika, souverän wie stets präsentiert von Walter Zweifel, Zunftvorsteher und Geschäftsführer der gastgebenden Weinkellerei Zweifel.
1656 wurden an Afrikas Südkap auftrags der Niederländisch-Ostindischen Kompanie erstmals Reben angepflanzt und schon bald – ab 1688 seit der Einwanderung von Hugenotten, welche 1685 nach der Widerrufung des Edikts von Nantes Frankreich hatten verlassen müssen – wurden um Kapstadt Weine nach damalig höchsten französischen Standards an- und ausgebaut. Heute steht Südafrika mit einer Anbaufläche von knapp 100‘000 ha an 19. Stelle und mit einem Jahresertrag von 9 Mio Hektoliter an 8. Stelle weltweit. Nur 20% der Produktion werden exportiert, der Rest wird im eigenen Land konsumiert.
Kapweine sind heute international ein Siegel für Qualität und haben sich seit dem Fall der Apartheid einen festen Platz auf dem Weltmarkt erobert. Der Schweizer Konsument schätzt insbesondere die rassige, fruchtige und frische Eleganz der Weissweine und die harmonischen, kräftigen und bukettreichen Rotweine.
„Weinprobe“ bedeutet: Mit Auge, Nase und Gaumen prüfen, die eigene Beurteilung mit Freunden diskutieren und die Resultate notieren
Wie an allen Weinproben der Zunft Höngg der Brauch, wurden die verschiedenen Weine in ein Menu mit südafrikanischen Köstlichkeiten eingebettet, geliefert von der Candrian Catering AG (Bahnhofbuffets Zürich), wobei zu jedem Gang je zwei bis drei passende Weine degustiert wurden, gewohnt routiniert und informationsreich präsentiert von Zweifel-Geschäftsführer und Zunftvorsteher Walter Zweifel, dipl. Ing. agr. ETH.
Höngger Zunftwein 2010
Ein Spitzenjahr: Im letzten Herbst konnte in den Rebbergen Chillesteig und Klingen eine Pinot-Noir-Ernte mit bis zu 111 Öchslegraden verzeichnet werden, und entsprechend zeigte sich auch der neue Zunftwein, der Clevner 2009 vom Höngger Chillesteig: Ein fülliger Schmeichler mit 13.5 Vol% Alkohol, aber deshalb naturgemäss auch niedriger Säure und weichen Gerbstoffen.
Nichts- desto-trotz:Der während des Hauptgangs dem Zunftmeister Hans-Peter Stutz von Stubenmeister Daniel Fontolliet vorgestellte Chillesteig-Clevner 2009 braucht den Vergleich mit seinen meisten Vorgängern nicht zu scheuen und wird die Zunft bis zur nächsten Weinprobe im Frühjahr 2010 als süffiger Zunftwein 2010 begleiten.
Zunftmeisterliche Rededuelle
Juristen – vor allem forensisch tätige – gelten bekanntlich nicht als aufs Mal gefallen. Und so konnte sich die Weinproben-Gesellschaft auf hochstehende Rededuelle zwischen dem Gastgeber und Höngger Zunftmeister Hans-Peter Stutz und seinen Ehrengästen freuen:
- Zunft zur Zimmerleuten: Zunftmeister und Richter Dr. iur. Rudolf Bodmer, begleitet von Beisitzer Dr. med. Andreas Desbiolles.
- Zunft Hottingen: Zunftmeister Dr. iur. Martin K. Eckert in Begleitung von Zeugwart Adolf Vogel.
Und diese erfüllten die hochgesteckten Erwartungen voll und ganz und liessen den witzigen Vorstellungsworten des Höngger Zunftmeisters an dessen letzter Weinprobe im „Meister-Amt“ prägnante und humorvolle Repliken folgen, immer wieder unterbrochen von Gelächter und Applaus der Zunftgemeinschaft.
Louis und Erich Egli: Ehrung für ein jahrzehntelanges Engagement für die Zunft Höngg
Über Jahrzehnte haben die Egli-Zwillinge – der quirlige Louis in der Öffentlichkeit und der eher gemächliche Erich als Schwarzkünstler im Hintergrund – die Geschicke der Zunft nicht nur als beschreibende Zeitungsmacher beobachtet, sondern stets engagiert begleitet und dabei der Zunft nicht nur publizistischen Platz in ihrem „Höngger“ eingeräumt, sondern selbst auch unzählige Stunden und ihr stupendes Knowhow der Zunft geschenkt. Und so konnte Louis Egli als Dank der Zunft aus den Händen des Höngger Zunftmeisters eine Ehrenpatenschafts-Urkunde entgegennehmen, welche ihn zusammen mit seinem Bruder Erich als Ehrenpaten des Rebstocks Nr. 22 (Doppel-2) im Rebberg zum Chranz beim Ortsmuseum ausweist: Möge es Euch vergönnt sein, noch viele Flaschen Wein von Eurem Rebstock geniessen zu können.
Text: Ueli Friedländer, Fotos: Markus Spalinger