Naturkräfte zu Gast am Sechseläuten 2024
Rekordverdächtige 176 Teilnehmende zählte die farbenprächtige Höngger Sechseläutengesellschaft 2024. Ihre Ehrengäste sorgten für Abwechslung und Stimmung. Sie beschworen dabei Naturkräfte und vielleicht deshalb blieb im stürmischen Auf und Ab der Böögg Sieger. Zumindest vorerst konnte er sich seinem Schicksal entziehen und im April für weitere Wetterkapriolen sorgen.






Die Mundart-Sängerin Sina und Fernseh-Sportmoderator Rainer Maria Salzgeber – gleich zwei Ikonen aus dem Wallis durfte die Zunft Höngg am Sechseläuten 2024 zu ihren Ehrengästen zählen. Als landesweit bekannte Vertreter des eidgenössischen Show-Business sorgten sie mit ihren gemeinsam vorgetragenen Reden und Einlagen, inklusive Walliser Weinprobe, Hymne und Schauermärchen, für beste Unterhaltung.













Hinzu kam als dritter Ehrengast aus dem offiziellen Gastkanton Appenzell Ausserrhoden der Gemeindepräsident von Speicher, Paul König. Dieser entpuppte sich ebenfalls als stimmungsvolle Kraftwurzel, der seine Heimreise dem Vernehmen nach erst am frühen Dienstagmorgen angetreten hat. Mitgebracht aus seinem Heimatkanton hatte er die Chlausenschuppler, die ihre beeindruckenden Naturjodel zum Besten gaben und dabei gleich auch noch träfe Appenzellerwitze einstreuten.
Die Launen der Natur
Rekordverdächtige 176 teilnehmende Zünfter, Gäste (unter ihnen über 20 Damen) und Gesellen, konnte Zunftmeister Walter Zweifel am Montagmorgen, punkt 11 Uhr, mit «ausserrhodentlicher» Freude begrüssen. Auf ihrer festlich geschmückten Stube im Restaurant Dupont erlebte die Höngger Sechseläutengesellschaft, im Verlauf des Tages Reden und Gegenreden, so abwechslungsreich wie das launige Aprilwetter.








Während Petrus über Mittag dieses denkwürdigen Sechseläuten-Montags 2024 seine Schleusen öffnete, liess er am Nachmittag der Sonne die Oberhand. So konnte sich die Weinbauernzunft am Festumzug durch die Stadt, zusätzlich verstärkt mit ihren Reitern, Ross, Wagen, Appenzeller Jodlern und natürlich der Zunftmusik, dem zahlreich anwesenden Publikum in ihrer ganzen farbenfrohen Pracht präsentieren.


Es ist noch nicht vorbei
In seiner Eröffnungsrede hatte der Zunftmeister noch seiner Hoffnung Ausdruck gegeben, dass der Überlebenskampf des Bööggs auf dem Scheiterhaufen nicht wie im Vorjahr lange 57 Minuten dauern möge, und dass der Winter rasch und ohne Frost abtrete. Heftige Windböen verhinderten jedoch aus Sicherheitsgründen sein Abbrennen, und wie zu erwarten war, kehrte in den Tagen nach der aufgeschobenen Hinrichtung tatsächlich der Winter mit Schneefall bis in die Niederungen zurück.
Zum Glück hilft die Ausserrhoder Regierung dem Zürcher Zunftwesen aus der Patsche. Mit dem Entscheid, die Verbrennung des Bööggs am 22. Juni in Heiden nachzuholen, kann der Winter zwar noch länger sein Unwesen treiben. Andererseits wird den zum Volksfest geladenen Zunftdelegationen die Gelegenheit geboten, den verspäteten Frühlingsbeginn erstmalig in ihrem Gastkanton und hoffentlich auch dort unter breiter Anteilnahme der Bevölkerung zu feiern.


Während des Mittagessens überbrachte eine Höngger Kinderdelegation dem neuen Wollishofen-Zunftmeister die besten Grüsse zu seinem Amtsantritt; eine weitere Kinderdelegation stattete dem Zunftmeister der Zunft zu Wiedikon an seinem letzten Amtstag einen Besuch ab.
Der Böögg lebt (noch)!
Es wird sein Geheimnis bleiben, wie es dem mit Appenzeller Insignien geschmückten Böögg gelungen ist, sich mit Paulus als Wettergott zu verbinden und sich seiner gerechten Strafe vorerst zu entziehen. Vielleicht haben auch die von den Höngger Ehrengästen in ihren Beiträgen beschworenen Naturkräfte Ihren Anteil. Zumindest waren alle drei für das Abendprogramm bei auffallend und ansteckend bester Laune. Dieses führte den Höngger Harst in Begleitung der Zunftmusik und den Klängen des Sechseläuten-Marschs zu den drei historischen Zünften Schmiden, Kämbel und Widder.










Die Sprecher überbrachten Gruss und Handschlag des Höngger Zunftmeisters, der seinerseits mit seinen «Stubenhockern» im Dupont den Besuch der drei Zünfte zu den drei Königen, zur Schneider und zum Widder empfing. Wie üblich erst nach Mitternacht endete das offizielle Programm des abwechslungsreichen und (beinahe) perfekten Sechseläuten 2024, dessen inoffizielle Fortsetzung mit «ausserrhodentlicher» Beteiligung noch bis in die frühen Morgenstunden dauerte.

Michael Stäheli (Text)

Silvan Oberli (Fotos)