Sechseläuten 2016

Um es sofort auf den Punkt zu bringen: Wettermässig war es das wohl verregnetste und mit nur fünf Grad auch kälteste Sechseläuten-Wochenende seit mehreren Jahren. Der Stimmung auf der Zunftstube schadete dies aber nicht: Hervorragendes Essen und gehaltvoll-witzige Reden des Zunftmeisters Daniel Fontolliet und seiner Ehrengäste liessen rasch vollständig vergessen, wie traurig das Wetter uns heuer wieder einmal im Stich gelassen hat.

Zunftmeister mit neuem Becher
Des Zunftmeisters neuer Becher: Daniel Fontolliet stösst mit dem neuen, von Werner Isenring, Fredy Lamprecht, Markus Spalinger und Walter Zweifel gestifteten und von Mitzünfter Michael Brian geschaffenen und mitgesponsorten Zunftmeisterbecher auf ein trotz miesen Wetters prachtvolles Sechseläuten an.

Pünktlich um 10:30 Uhr geleitete der Höngger Zunftmeister Daniel Fontolliet seine Ehrenäste unter Applaus in den festlich geschmückten Mülihalde-Saal und eröffnete damit das offizielle Höngger Sechseläuten 2016.

Willkommen auf der Zunftstube: Der Höngger Zunftmeister und alle Höngger Altzunftmeister
mit den Ehrengästen Jürg Stahl, Sarah Meier und Marc Sway.

Nach seinen Sechseläuten-Betrachtungen, welche er eingehend dem Begriff und der Definition von Heimat widmete, konnte er als Ehrengäste im Verlauf des Mittagessens gewohnt witzig vorstellen:

  • Jürg Stahl, Zürcher SVP-Nationalrat und dieses Jahr Vizepräsident dieses Legislative,
  • Sarah Meier, 2011 Europameisterin im Eiskunstlauf und Sportjournalistin
  • Marc Sway, Musiker, Sänger und Komponist

Als weitere Gäste konnte er Andreas Arpagaus, den Zunftmeister der Luzerner Wey-Zunft, begleitet von dessen Weibel Michael Riedweg, begrüssen sowie Julia Sommerhalder, Lehrerin der 4. KIasse im Vogtsrain, welche dieses Jahr am Kinderumzug und im Zug der Zünfte im Höngger Harst mitmarschierte. Jürg Stahl und Sarah Meier konterten ihre Vorstellung prägnant, gekonnt und humorvoll, und Marc Sway setzte in seiner Replik mit zwei auf der Gitarre unplugged begleiteten Songs noch tüchtig einen drauf.

Der Zug der Zünfte

Im Zug der Zünfte marschierte die Zunft Höngg wieder einmal weit vorne an 10. Stelle, unmittelbar nach der Zunft Hottingen und direkt vor der noblen und edlen Gesellschaft zur Constaffel, und so blieb auf dem Sechseläutenplatz eine ganze Stunde, während der man sich mit Freunden und Kollegen anderer Zünfte auf dem Platz hätte austauschen können. Mit der Betonung auf „hätte“:

Der Dauerregen trieb nämlich die meisten in die umliegenden Restaurants, wo trotz regendurchtränkter kalter Kleidung bei einem kalten Bier hitzig diskutiert werden konnte, und nur ganz Unentwegte trotzten der schlechten Witterung und zogen den späteren Nachmittag eisern im Freien durch. Glücklich, wer dabei einen der wenigen Plätze unter einem schützenden Wetter-Pavillon ergattern konnte.

Der Böögg trotzte dieses Jahr trotz grossem Einsatz von Brandbeschleunigern sehr lange der Witterung und dem Feuer. Der Berichterstatter, gewitzt aus langjähriger Erfahrung, hatte bereits früh seinen Tipp mit von ihm erwarteten 46:30 Minuten abgegeben und wurde von allen deshalb als «Extrem-Pessimist» belächelt.

Seine Schätzung sollte sich dann aber im Nachhinein als weitherum einzige einigermassen korrekte herausstellen: Nach 43:34 Minuten explodierte der Kopf des Böögg auf dem Boden neben dem Holzstoss, mit einer Abweichung von drei Minuten bzw. 6.5% von der Erwartung des Berichterstatters nur minim differierend. Bleibt zu hoffen, dass sich der Sommer wie üblich um die Erwartungen der Zürcher foutiert und trotzdem schön und warm wird…

Auszug am Abend

Der spät erst explodierende Böögg hatte alle Zünfte erst spät in die Zunftstuben zurückkehren lassen, und so blieb nur wenig Zeit für ein hastig verschlungenes Nachtessen im «Au Premier» des Bahnhoffbuffets Zürich, bevor der Höngger Zunft-Auszug zum nächtlichen Besuch von drei Zünften auf ihren Stuben aufbrechen konnte.

Der erste Besuch galt der Zunft zur Zimmerleuten (Sprecher: Urs Kropf); bei den übrigen gab es so quasi ein Nullsummenspiel: Während der Höngger Harst die Zunft Fluntern (Sprecher: Walter Zweifel) und die Stadtzunft (Sprecher: Michael Keller) besuchten, übten diese Gegenrecht auf der Höngger Stube, zusammen mit dem Auszug der Zunft zur Waag, welche den Höngger Zunftmeister und die Höngger Stubenhocker im Bahnhofbuffet besuchten.

Unüblich dabei: Der Stadtzunft-Auszug war unterwegs dermassen nachhaltig aufgehalten worden, dass er erst weit nach Mitternacht im „Premier“ aufmarschierte, nachdem der Höngger Auszug bereits wieder in der Zunftstube Platz genommen hatte.

Und so konnte die ganze Höngger Zunft dem rhetorischen Feuerchen des Stadtzunft-Sprechers persönlich folgen …


Ueli Friedländer (Text)

Markus Spalinger (Fotos)