Rechenmahl 2023

Zünftige und musikalische Ehrengäste

Am kaltfeuchten Herbsttag des 18. November 2023 traf sich die Zunft Höngg mit Ihren Gästen zum Rechenmahl 2023. Gestartet wurde der Anlass mit rund 100 Teilnehmenden auch dieses Jahr mit dem traditionellen Zunftumgang und persönlichem Handschlag in der stimmungsvollen reformierten Kirche Höngg.

Vorübergehend neues Leben im Zunftsaal

In seiner Begrüssung sprach Zunftmeister Walter Zweifel über die weltpolitische Grosswetterlage mit den laufenden Konflikten und zunehmender Instabilität. Er erinnerte daran, dass wohl die meisten Zuhörenden bereits am Rechenmahl 2022 dachten, dass es nicht mehr schlimmer kommen könne.

Mit dem Nahostkonflikt hat sich die Situation in der Welt aber alles andere als verbessert. Die Gedanken des Zunftmeisters machten nachdenklich und man wurde daran erinnert, wie viel Glück wir haben, in der Schweiz leben zu dürfen.

Nach dem Auftakt in der Kirche mit den wunderbaren Begegnungen und den nachdenklich stimmenden zunftmeisterlichen Worten wechselte die Gesellschaft ins eigentlich noch immer geschlossene Restaurant Mühlehalde 13’80.

Der Saal konnte nur dank Sondereinsatz des Stubenmeisters von der Stadt gemietet werden. So erwachte der verwaiste Zunftsaal vorübergehend zu neuem Leben: Er war festlich dekoriert, die farbigen Wappen hingen von der Decke, die Tische waren weiss gedeckt und mit wunderbaren Blumengestecken sowie imposanten Kerzenständern geschmückt.

Aus dem Zürcher Zunftwesen waren die Vertreter der Zunft zu den Drei Königen eingeladen. Zunftmeister Rolf Bühler und Zunftschreiber Beat Wolz wurden in einer gut recherchierten Rede von Zunftmeister Walter Zweifel vorgestellt.

Dabei erläuterte er, dass die Quartierzunft aus der Enge 1897 nach der Engemer Kapelle „Drei Könige“ benannt wurde. Diese Kapelle sei allerdings bereits sieben Jahre vor der Gründung der Zunft beim Bau des Bahnhofs Enge abgerissen worden.

Der Frauenchor Höngg im Wandel der Zeit

Als weitere Ehrengäste waren Präsidentin Lydia Pulfer und Aktuarin Imke Grosse-Wilde vom Frauenchor Höngg zugegen. Sie wurden im kurzweiligen Interview-Format vom Statthalter Christoph Zürcher vorgestellt und zum Verein befragt.

Dieser wurde 1870, also vor über 150 (!) Jahren, als Töchternchor gegründet. Eintreten durften damals nur konfirmierte Mädchen, und mit der Heirat mussten sie den Chor wieder verlassen. Es dauerte 63 Jahre, bis ab 1933 neu verheiratete Frauen im Chor bleiben durften. Eine Neuausrichtung vor einigen Jahren gab neue Impulse und führte zum Wachstum des Chors auf aktuell rund 30 Sängerinnen.

Musikalisch unterwegs sind auch Guido Schilling und Darko Soolfrank, die Co-Gründer und obersten Verantwortlichen der MAAG Music & Arts AG, die ebenfalls als Gäste geladen waren. Bekannt wurden sie mit dem Musical „Ewigi Liebe“, das an rund 1’000 Vorstellungen 720’000 Menschen begeisterte.

Damit ist es das mit Abstand erfolgreichste Schweizer Musical. Nicht alle ihre Projekte waren oder sind derart erfolgreich, aber das hindert sie nicht daran, voller Elan und Experimentierfreude Projekt nach Projekt zu lancieren.

Dieses Jahr musste die Zunft Höngg von vier Mitgliedern für immer Abschied nehmen. Würdig gedachte die Rechenmahlgesellschaft Hugo Bohny, Sepp Wissmann, Klaus Itten und Alberto Vassella. Der Musikverein Höngg als Zunftmusik spielte zu ihrem Andenken einen Choral.

Wechsel in der Vorsteherschaft

Als neuer Zünfter aufgenommen wurde danach Roger Curchod, sowie als Zunftgesellen Christian Stocker, Dennis Schmid und sein Bruder Niklas Schmid. Verdankt und geehrt für besondere Dienste wurde Markus Spalinger, der während sage und schreibe 28 Jahre das Höngger Zunftwesen fotografisch dokumentierte und damit die Bebilderung zahlloser Veranstaltungsberichte ermöglichte.

Aus der Vorsteherschaft verabschiedete der Zunftmeister gemeinsam mit seinem neuen Stubenmeister die beiden zurückgetretenen Thomas Schönbächler und Beat Schmid. Thomas Schönbächler verlässt das Leitungsgremium nach 14 Jahren aus dem Amt des Statthalters, das er an Christoph Zürcher übergeben hat.

Beat Schmid hatte bis zum diesjährigen und von ihm akribisch vorbereiteten Rechenmahl das Amt des Stubenmeisters inne. Er verlässt die Vorsteherschaft nach 12 Jahren. Dieses langjährige und intensive Engagement dieser beiden neuen Altvorsteher ist nicht selbstverständlich und verdient Respekt.

Nach den Abschlussworten durch den neuen Statthalter Christoph Zürcher endete das Rechenmal ziemlich abrupt: Dies, weil der Einsatz des Caterers, der vorzüglich für Speis und Trank gesorgt hatte, zeitlich beschränkt war, wurden flugs die Tische abgeräumt und die Tischtücher eingezogen. Dies störte aber kaum jemanden, und die Höngger Zünfter liessen es sich nicht nehmen, mit Bier und Chips an den rustikalen Holztischen ihre Kameradschaft noch bis weit nach Mitternacht zu pflegen.


Michael Keller (Text)

Markus Spaliner (Fotos)