Rechenmahl 2018

Unvergesslich, einzigartig, berauschend: Das Höngger Rechenmahl 2018

Das Rechenmahl 2018 vom 10. November 2018 wird allen Anwesenden wegen seiner Einzigartigkeit, seines Programms und insbesondere auch aus folgendem Grund noch über viele Jahre in unvergesslicher Erinnerung bleiben: Eingeladen waren auch die Gattinnen und Partnerinnen der Zünfter und Gäste zu diesem sonst immer so traditionalistisch-traditionellen Zunftanlass. Gefeiert wurde unter anderem der Wechsel im Zunftmeisteramt von Daniel Fontolliet zu Walter Zweifel, und wegen der enormen Zahl von 216 Anwesenden wurde ausnahmsweise ins reformierte Kirchgemeindehaus Höngg geladen.

Film Rechenmahl


Eine Präzisierung dazu: Die Zunft Höngg hatte sich schon vor einigen Jahren Gedanken darüber gemacht, wie sie sich der Zukunft stellen wolle, und dazu gehörte auch die Absicht, die Zünfterfrauen fallweise intensiver am Zunftjahr teilnehmen zu lassen. Dass die Einladung dann auf das Rechenmahl 2018 fallen würde, hatte daher prioritär nichts mit dem anstehenden Zunftmeisterwechsel zu tun; oder vielleicht halt doch auch …?

Apéro und Begrüssung

Erwartungsgemäss gerammelt voll war gegen 16:30 Uhr das Foyer des Ref. Kirchgemeindehauses Höngg, als sich die Höngger Rechenmahlfamilie zum Rechenmahl-Apéro traf. 216 Anwesende – so gross war die Gesellschaft seit 2009, als sie am 22. Januar mit einer festlichen Eröffnungsfeier in der ETH Science City auf dem Hönggerberg ihr 75-Jahrjubiläum eingeläutet hatte, nie mehr gewesen. Schon bald konnte Stubenmeister Beat Schmid die Festgesellschaft herzlich begrüssen und nach dem gemeinsamen Intonieren des Höngger Wahlspruchs, geschaffen im Jahr 1937, in den festlich geschmückten Saal einladen.

Zunftmeister-Wechsel

Daniel Fontolliet: In zünftiger Hinsicht ein Senkrecht- und Durchstarter! Bis gegen Mitte der 90er-Jahre absolut nicht zunftaffin, wurde er erst dann von Fredy Kunz sen., dem „Dorfbach-Fredy“, von dem er die Drogerie übernommen hatte, motiviert, sich für die Zunft Höngg zu interessieren. Und dann ging’s rapide aufwärts: 2001 im Alter von 51 Jahren Aufnahme in die Zunft, ab 2003 Mitglied der Vorsteherschaft, und dann 2010 Höngger Zunftmeister.

Und jetzt – 8 Jahre, unzählige Höngger- und Zünfter-Freundschaften später – hat er sein Amt und die Zunftmeisterkette nach überaus engagierten, kreativen und ideenreichen Zunftmeisterjahren an seinen Nachfolger Walter Zweifel übergeben, um sich in den „Zunftmeisterhimmel“ im Höngger Harst zurückzuziehen. Dem Harst bleiben die vielen Zunftmeisterauftritte – wie diejenigen mit dem Schwingerkönig Stucki Christian oder den Sängerinnen Francine Jordi und Nubya – in unvergesslicher Erinnerung. Ein prachtvolles „Gelerettli“ („quelle heure est-il?“ / Taschenuhr mit Kette), überreicht von seinem Nachfolger, soll ihn künftig immer daran erinnern, was es geschlagen hat oder schlagen wird.

Ehrengäste

Zunftmeister Walter Zweifel (& Annemarie Diehl) mit den Höngger Ehrengästen (v.l.n.r.): Barbara & Dr. Jürg Stüssi-Lauterburg (Constaffelherr); Prof. Sarah M. Springman (Rektorin ETH Zürich) & Dr. Rosie Mayglothling; Thomas Rodemeyer und Nicole Meier (Musicalprojekt Zürich 10); Dr. Andreas & Clarissa Zehnder (Constaffelschreiber); Prof. Detlef Günther (ETH Zürich, Vizepräsident Forschung & Wirtschaftsbeziehungen).

Etwas vom Erfüllendsten für den neuen Zunftmeister Walter Zweifel war in den letzten 39 Jahren stets die Jugendarbeit, zuerst 10 Jahre als Cevi-Leiter und später dann 22 Jahre im Rahmen des Musicalprojekts Zürich 10. Einundzwanzig Mal hat dieses Projekt zwischenzeitlich Begeisterung bei den Jugendlichen geschaffen und beim Publikum gefunden. Walter Zweifel, mittlerweile Ehrenpräsident des Vereins Musicalprojekt Zürich 10, hat daher die Co-Präsidentin Nicole Meier und Co-Präsident Thomas Rodemeyer – beide seit frühen Jahren im Musicalprojekt aktiv – als Ehrengäste eingeladen, zusammen mit dem aktuellen Musicalprojekt-Darstellerteam. Nach einem eingehenden Interview der beiden Co-Präsidenten durch Statthalter Thomas Schönbächler konnte sich die Festgemeinde vom herausragenden tänzerischen, gesanglichen und choreografischen Talent der Truppe überzeugen.

Im Verlauf des Abends stellte Zunftmeister Walter Zweifel der Rechenmahlgesellschaft seine weiteren Ehrengäste vor. Zuerst widmete er sich den Gästen aus dem zünftigen Zürich; wobei: „Zünftig“? Die Gesellschaft zur Constaffel steht ja als ritterliche Vereinigung eigentlich über dem Zürcherisch-Städtischen, Zünftigen. Sie umfasste seit 1336 stets die Ritter, Edelleute, Kaufleute, Rentner, aber auch die Scharfrichter (letztere eher verfemt!), und man neigt dazu, sie als eher gestrig zu titulieren.

Der aktuelle Constaffelherr, Dr. Jürg Stüssi-Lauterburg, ist aber lebendiger Beweis, dass dem nicht so sein muss. Spätberufen wie Daniel Fontolliet ist auch er erst 2005 im Alter von 51 Jahren in die Gesellschaft zur Constaffel aufgenommen worden und dann im Schnellzugstempo die Karriereleiter hochgeklettert: 2014 Vize-Constaffelherr und 2015 Constaffelherr. Gesellschaftsintern wird nur per Mail verkehrt, und alle Akten sind mittlerweile ausschliesslich digital verfügbar, wenn auch datenschutzrechtlich noch einiges verbessert werden könnte. Jürg Stüssi-Lauterburg ist Historiker, hat sich in seiner Lizentiatsarbeit mit der Geschichte der PLO 1964 bis 1973 aufgrund palästinensischer Quellen im Originaltext beschäftigt und hat 1978 an der Universität Zürich promoviert. Von 1984-2016 war er Leiter der Eidg. Militärbibliothek in Bern.

Der Schreibende ist Jürg Stüssi-Lauterburg als Historiker wie auch aufgrund seiner militärischen Vergangenheit seit Jahrzehnten freundschaftlich verbunden und hat schon zahlreiche Male erleben können, wie dieser ohne Manuskript und einzig basierend auf ein paar Hellraumprojektor-Folien witzig und umfassend über jedes Thema hat referieren können.

Dass Jürg Stüssi-Lauterburg jetzt, angesprochen auf seine Arabischkenntnisse und seine Arbeit über die PLO, die Rechenmahl-Gemeinde in fliessendem Arabisch begrüsste, war für ihn daher – im Gegensatz zu den übrigen Zuhörern – nicht verwunderlich. Seine Ausführungen über die Geschichte Hönggs vom Mittelalter über die Helvetik und die Eingemeindung 1933-1934 bis heute zeigten deutlich, auf wie vielen historischen Spielplätzen der Constaffelherr mit Wissen und Eloquenz zu spielen weiss.

Prof. Dr. Sarah M. Springman, Rektorin der ETH Zürich seit 2015, wurde in London geboren. 1978 Bachelor in Ingenieurwissenschaften / 1989 Master und Promotion in Bodenmechanik / anschl. Dozentin in Grossbritannien. 1997 wurde sie als erste Professorin für Geotechnik in Europa an die ETH Zürich als Leiterin des «Netzwerks Naturgefahren» mit Forschungs-Fokus „Folgen der Klimaerwärmung für die Alpen“ berufen. Prof. Springman kann aber auch auf einen beeindruckenden Palmarès im Triathlon zurückblicken: Zweimal Europameisterin in der Langdistanz, fünf Teilnahmen am Ironman in Hawaii, davon zweimal Abschluss im 5. Rang. Heute ist sie immer noch sportlich engagiert und rudert im Professorinnen-Achter der ETH Zürich.

2012 wurde sie von Königin Elizabeth II. für ihre Verdienste zur «Dame Commander of the Most Excellent Order of the British Empire» ernannt. In ihrer Dankesrede bedankte sich Prof. Sarah M. Springman für ihre Einladung und zeigte sich stolz und erfreut über die freundliche, wenn auch hin und wieder kritisch beäugte Nachbarschaft der ETH Science City zu Höngg. Selbstsicher, humorvoll, freundlich, aber auch direkt – für das Publikum kein Zweifel: Mit Prof. Springman hat die ETH Zürich 2015 eine Rektorin gefunden, die fordern und führen kann.

Aufgewachsen in Köthen in der damaligen DDR, hat sich Prof. Dr. Detlef Günther 1987 mit seiner Diplomarbeit über „Lasermicro analytical“ akademisch spezialisiert. 1998 wurde er als Assistenzprofessor an die ETH Zürich berufen und lebt seither in Zürich in Höngg. 2008 wurde er zum Ord. Professor für Spurenelemente und Mikroanalytik ernannt und ist seit 2015 Vizepräsident der ETH für Forschung und Wirtschaftsbeziehungen. Mit seinem Team hat er einen tragbaren Laser, einen sog. Koffer-Laser, entwickelt, mit dem im Gelände Spurenelement-Proben mit der Genauigkeit von 10-15 g erhoben werden, welche dann im Labor untersucht werden können.

Beide Vertreter der ETH Zürich, Rektorin Prof. Dr. Sarah M. Springman und Vizepräsident Prof. Dr. Detlef Günther, sind mit ihren Partnerinnen von Zunftmeister Walter Zweifel zu einem Wümmetnachmittag im Regensberger Rebberg im Herbst 2019 mit anschliessendem Wümmetznüni im Rebhaus eingeladen; eine Rebschere als symbolisches Geschenk soll sie bis dann an die Einladung erinnern.

Abschied und Neuaufnahmen

Im Verlauf des Jahres 2018 musste die Zunft Höngg Abschied nehmen von Hansueli Frei (1938 – 29.03.2018; Zünfter seit 1977), Willy Bohli (1941 – 18.04.2018; Zünfter seit 1972), Boris Vassella (1963 – 30.05.2018; Zünfter seit 1992) und Edi Hugentobler (1928 – 08.06.2018; Zünfter seit 1983). Mit einer Schweigeminute gedachte ihrer die Zunftgesellschaft; unsere Gedanken werden stets bei ihnen sein.

Musikverein Zürich-Höngg unter der Leitung von Die neu aufgenommenen Neu als Zunftgeselle aufgenommen:

Anschliessend leitete das Höngger Zunftspiel, der Musikverein Zürich-Höngg, unter der Leitung von Bernhard Meier mit gekonnt vorgetragenen Stücken zur Aufnahme von drei neuen Zünftern über: Mit Handschlag und dem traditionellen Schluck aus dem Zunftmeisterbecher wurden die Zünftersöhne Dominik Schmid und René Brander sowie Andreas Kneubühler als neue Zünfter in die Zunft Höngg aufgenommen.

Jungzünfter und Zunftjugend

Mit viel Spass und Vergnügen und grosser Freude an irrwitzigen und surrealen Ideen zeigten die Höngger Jungzünfter und Zunftjugendlichen beiderlei Geschlechts, wie sich die Zunft Höngg künftig weiterentwickeln könnte oder sollte. Ihr Auftritt wurde immer wieder mit Gelächter und spontanem Applaus bedacht.

Dank und Schluss

Dank des Zunftmeisters Walter Zweifel an das Organisationskomitee „Rechenmahl 2018“

(hinter dem Zunftmeister versteckt, dafür oben beim Apéro prominent abgebildet: Stubenmeister Beat Schmid)

Mit dem herzlichen Dank des Zunftmeisters an die Gandrian Catering AG, welche mit ihrem hervorragend präsentierten Festmahl das Rechenmahl 2018 zum vollen Erfolg hatte werden lassen, und dem persönlichen Dank an das Organisationskomitee fand das Rechenmahl 2018 um Mitternacht herum nach einem tollen und erlebnisreichen Abend sein gelungenes Ende.

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Ueli Friedländer (Text)
Ueli Friedländer (Text)
Rolf Gloor (Fotos)
Rolf Gloor (Fotos)