Rechenmahl 2010

Am Hauptbott vom 25. Oktober hatte die Zunft Höngg Daniel Fontolliet als Nachfolger von Dr. Hans-Peter B. Stutz zum neuen Zunftmeister gewählt, und er widerlegte bereits an seinem ersten Rechenmahl 2010 die sprichwörtliche Redensart, es sei „noch kein Meister vom Himmel gefallen“, routiniert und rhetorisch ganz in der Tradition all seiner Vorgänger im Höngger Meisteramt.

Als einmalig im Rahmen des 75-Jahr-Jubiläums geplant, war 2009 der Apéro-Auftakt im Fasskeller der Firma Zweifel an der Regensdorferstrasse auf dermassen grosse Begeisterung gestossen, dass der Traditionsanlass auch dieses Jahr wieder in den zweifel’schen Gemäuern seinen Anfang nehmen musste. Und so konnte erneut jeder der insgesamt 113 Fest-Teilnehmer beim als Kontermarsch / Polonaise angelegten Zunftumgang im Schein der Zünfterlaternen ausnahmslos jeden Mitgast einzeln begrüssen und einige persönliche Worte mit ihm wechseln.

Welches ist wohl das korrekte Hardturm-Wappen? Ein salomonischer Entscheid des verunsicherten Zeugwarts, beim Eingang zum Fasskeller das Höngger Zunftwappen im Zweifelsfall von beiden in Frage kommenden Wappen (Hard und Oberstrass) flankieren zu lassen.

Ein eingespieltes Team: Die Höngger Zunftgesellen, Wein-Mundschenken bei Apéro und Nachtessen.

Vom Fasskeller-Apéro durchs nächtliche Höngg ins Zunfthaus

Im Anschluss an den Fasskeller-Apéro wechselte der Zunftharst hinter seinem Zunftspiel „Musikverein Zürich-Höngg“ mit klingendem Spiel und im Licht der Zünfterlaternen via Regensdorferstrasse und Meierhofplatz zu seinem Zunfthaus am Zwielplatz, um im grossen „Mülihalde“- / „Desperado“-Saal im gewohnt stimmungsvoll-besinnlichen Rahmen das zu Ende gehende Zunftjahr nochmals Revue passieren zu lassen.

Vom Fasskeller-Apéro durchs nächtliche Dorf ins Zunftlokal, angeführt von Zunftfahne, der grossen Zunftlaterne sowie vom Zunftmeister mit seinen Ehrengästen des Pontoniersport-Vereins Zürich (l.) und der Zunft Hard (r.).

Rechenmahl im Desperado-Saal

Seine Rechenmahl-Betrachtungen widmete der neue Höngger Zunftmeister Daniel Fontolliet dem Herbst und rief dazu auf, diesen nicht als Ende zu sehen, sondern als eine Station im ewigen Jahres- und Lebensrhythmus, Zeit zwar für Rückbesinnung und Fazit, aber auch diejenige Zeit, in der sich die Natur farbenfroh zurückzieht in sich selbst, um neue Kräfte zu sammeln und Neues entstehen zu lassen.

Ehrungen

Mit einer eingehenden Würdigung und grossem Dank wurde anschliessend Hans-Peter Stutz nach fünfjähriger Zunftmeisterzeit aus seinem Amt verabschiedet und durfte aus den Händen seines Nachfolgers eine Zünfterlaterne mit Fledermaus-angereichertem Familienwappen entgegennehmen.

Zur Klärung der anstehenden Frage, wo und in welchem Rahmen der Alt-Zunftmeister seine Laterne mit dem Fledermaus-Wappen führen dürfe und wo sein Originalwappen (kleines Bild), hat der Höngger Wappenverantwortliche Ueli Friedländer vom Aktuar gleichen Namens der Wappenkommission der Zünfte Zürichs (WAKO) – abschliessend zuständig für alle heraldischen Fragen mit Bezug auf zünftige Wappenführung – die folgende Antwort erhalten:

  • Das Fledermaus-Wappen darf uneingeschränkt in der eigenen Wohnung wie auch bei nächtlichen Exkursionen in die dem Laien verschlossene und unbekannte Welt der Fledermäuse geführt werden.
  • Letzteres auch insbesondere deshalb, damit der Alt-Zunftmeister und Fledermaus-Spezialist nachts von jeglicher Fledermaus-Population unschwer als einer der Ihren erkannt und willig in ihre Reihen aufgenommen wird.
  • Im zünftigen Umfeld allerdings ist die Laternen-Variante mit dem von der WAKO abgesegneten Famlienwappen (kleines Bild) zu führen.

Nachdem auch der bisherige Zugführer Philipp Gysi unter Verdankung seiner Dienste in die Reihen des Zunftharsts entlassen worden war, wurden zu deren grosser Überraschung noch zwei weitere Zünfter an den Zunftmeistertisch gebeten: Kurt Jäggi wurde für seinen Einsatz als Zunftstammvater und der Schreibende als seit über 20 Jahren tätiger Berichterstatter im „Höngger“ und als Zünfterwappen-Verantwortlicher gewürdigt – allerdings ohne dass auch sie in den Kreis der „normalen“ Zünfter entlassen worden wären: Beide werden ihre Tätigkeiten auch weiterhin mit vollem Elan zugunsten der Zunft wahrnehmen dürfen.

Beim Apéro im Gespräch: Louis Egli, langjähriger Herausgeber und scharfsinnig-spitzzüngiger Redaktor der Quartierzeitung „Höngger“, und Ueli Friedländer, seit 1988 (!) als Insider offizieller Beobachter und (hin und wieder auch sarkastischer) Berichterstatter des Höngger Zunftgeschehens.

Anschliessend nahm die Rechenmahlgesellschaft Abschied von den im Zunftjahr verstorbenen Zunftkameraden Altzunftmeister Dr. Robert Gubler (1924-2010, Zünfter seit 1967), Arnold Sperandio (1916-2010, Zünfter seit 1972) und Hans Bänziger (1922-2010, Zünfter seit 1961).

Würdigung der Ehrengäste

Zunftmeister Daniel Fontolliet mit seinen Ehrengästen (v.l.n.r.): Felix Diem und Dr. Urs Linsi (Zunft Hard), Stefan Büchi und Marcel Butz (Pontoniersport-Verein Zürich)

Als Ehrengäste durfte Zunftmeister Daniel Fontolliet den Zunftmeister der Zunft Hard, Dr. oec. HSG Urs Linsi, begleitet von Zunftschreiber Felix Diem, und Stefan Büchi, Präsident der Pontoniersport-Vereins Zürich, in Begleitung von Materialverwalter Marcel Butz, begrüssen und mit einem gekonnt-witzigen rhetorischen Feuerwerk der Festgesellschaft vorstellen. Die Ehrengäste konterten seine Ausführungen auf hohem Niveau, immer wieder unterbrochen von Gelächter und Applaus der Gästeschar.

Text: Ueli Friedländer; Fotos: Markus Spalinger, Roland Heusser Samstag, 20. November 2010