Rechenmahl 2005

Am 31. Oktober hatte das Höngger Bott den Zoologen Dr. Hans-Peter B. Stutz als Nachfolger von Peter Aisslinger zum neuen Zunftmeister der Zunft Höngg gewählt. Drei Wochen später konnte er am Rechenmahl 2005 erstmals beweisen, dass die Zunft sehr wohl getan hatte, ihn in dieses Amt zu hieven. Und er erledigte die neue Aufgabe gekonnt, routiniert und rhetorisch ganz in der Tradition all seiner Vorgänger.

Musikalischer Auftakt in der reformierten Kirche Höngg

Vor einem Jahr hatte der damalige Ehrengast, Kantonspolizei-Kommandant Oberst Peter Grüter, der Zunft Höngg als Gastgeschenk ein Konzert „seiner“ Korpsmusik der Kantonspolizei Zürich versprochen. Ein Jahr später hatte er Gelegenheit, dieses Versprechen einzulösen, und so konnte der neue Zunftmeister Hans-Peter Stutz um 17 Uhr alle Zünfter, deren Familien und die Gäste des späteren Rechenmahlabends in der reformierten Kirche Höngg zum musikalischen Auftakt begrüssen. Das Ensemble unter Leitung von Musikdirektor Thomas Kohler spannte dabei einen reichhaltigen und begeisternden weiten Bogen von Hector Berlioz über „Amazing Grace“ bis zum „Chlyjogg“- und Sechseläutenmarsch.

Rechenmahl in der „Mülihalde“

Während die Zünfterfrauen im Anschluss auf Einladung der scheidenden und der neuen „First Lady“ Annemarie Aisslinger und Dr. Marianne Hafner beim Apéro im „Sonnegg“ und beim anschliessenden Fondueabend im „Grünwald“ fröhlich alte Freundschaften pflegten und neue knüpften, versammelte sich die zünftige Gesellschaft im „Mülihalde“- / „Desperado“-Saal zum traditionellen Rechenmahl.

Martini-Betrachtungen

„Genau so war es!“ Mit zustimmendem Nicken quittierte der Schreibende die Jugenderinnerungen, welche Zunftmeister Hans-Peter Stutz seinen Rechenmahl-Betrachtungen voranstellte: Die Einkäufe mit der Mutter im Dorf, das obligate „Wurscht-Redli“ beim Metzger, der Schnitz Käse im Milchladen, die Gespräche beim Bäcker und am Früchtestand. Und überall begegnete man sich freundlich, wechselte ein mehr als nur höflich gemeintes „Grüezi“, wurde als Kind beachtet, ernst genommen, ins Gespräch und Geschehen miteinbezogen und lernte dabei, was sich gehört und was nicht.

Und heute: In Höngg ist zwar das höfliche „Grüezi“ – auch Unbekannten gegenüber – noch nicht ganz ausgestorben, doch das Gespräch im Laden hat sich mittlerweile auf ein wenig kommunikatives „händ Sie Cumulus?“ (bzw. „SuperCard“) reduziert. Anonym ist die Welt geworden, man verkehrt via Handy, SMS, E-Mail und Internet miteinander oder konsumiert im Tram autistisch Musik aus Walkman und MP3-Player. Wenn schon Kommunikation, dann nur mit Bekannten und Gleichgesinnten!

Diesen unheiligen Trend gelte es zu brechen! Zunftmeister Stutz rief dazu auf, den von der Zunft intern wie auch nach aussen gelebten Umgang in Freundschaft, Solidarität, Toleranz und gegenseitigem Respekt hinauszutragen und so eine lebenswerte Zukunft für alle mitzugestalten.

Dank an Peter Aisslinger, Zunftmeister 1997-2005

Nach 18 Jahren Vorsteherschaft, davon drei Jahre als Protokollführer, sieben als Zunftschreiber und anschliessend acht Jahre im Zunftmeisteramt, hat Peter Aisslinger im Anschluss ans Hauptbott 2005 den Schritt zurück ins Glied der „normalen“ Zünfter getan. Seine Amtszeit war von unverwechselbarer Prägung sowohl nach aussen wie auch zunftintern. Seine rhetorische Brillanz war weitherum geschätzt, und vieles, was heute aus dem Höngger Zunftleben nicht mehr wegzudenken ist, geht – so Zunftmeister Stutz – auf Initiativen Peter Aisslingers zurück.

Besondere Erwähnung verdienen z.B. das zünftige Fussballturnier auf dem Hönggerberg, die Seniorengruppe mit ihren zahlreichen Aktivitäten zugunsten unserer zünftigen „grauen Panther“ wie auch das alljährliche Zunftgesellen-Treffen auf Einladung des Zunftmeisters. Auch der jahrelang verschollene Wahlspruch, (LINK zum Wahlspruch) den Peter Aisslinger wiederaufgefunden hat und welcher seit einigen Jahren den Beginn jedes zünftigen Festes der Zunft Höngg markiert, gehört zu den Errungenschaften, welche wir Peter Aisslinger verdanken und welche auch unter der neuen Ägide weiter gepflegt werden sollen.

Unverwechselbares, welches prägend zu einer einzigen Person gehört, kann und darf man aber niemals kopieren. Und „Aisslinger“ heisst neben der obligaten Fliege (Anm. des Berichterstatters) auch Liebe zur Musik, welche er aktiv in die Zunft hineingetragen und bei jedem Zunftfest singend unter Beweis gestellt hat. Deshalbhatte der neue Zunftmeister auch bereits vor Rechenmahlbeginn anlässlich der Begrüssung zum musikalischen Auftakt in der reformierten Kirche die Gelegenheit zur Klarstellung genutzt, dass er wegen fehlender musikalischer Eignung darauf verzichte, die von seinem Vorgänger begründete Tradition singender Höngger Zunftmeister weiterzuführen.

Im Namen der Zunft und der Vorsteherschaft überreichte Hans-Peter Stutz dem frischgebackenen Alt-Zunftmeister ein „Gelerettli“. Mit grossem Applaus und einer stehenden Ovation bedankte sich die Zunft beim abtretenden Peter Aisslinger für die geleisteten Dienste und entliessen ihn mit den besten Wünschen in sein neues „Leben danach“.

Mundartlich (Alt-Zürich, Bern und Basel) für (Taschen-)Uhr („quelle heure est-il?“)

Gelerettli

Abschied und Aufnahmen

Bewegt musste die Rechenmahlgesellschaft Abschied von drei im vergangenen Jahr verstorbenen Zunftkameraden nehmen: Ernst Cincera (geb.1928, Zünfter seit 1973,gest. 30.10.2004), Gründungsmitglied Dr. ing. Hans Schütze (geb.1908, Zünfter seit 1934, gest. 13.5.2005) und Jakob Schrem (geb.1915, Zünfter seit 1950, gest. 15.5.2005).
Nach einer stillen Minute des Gedenkens wurden drei neue Zünfter un ein Zunftgeselle in den Kreis der Höngger Zunft aufgenommen, umrahmt von gekonnten Darbietungen der Zunftmusik Musikverein Eintracht Höngg unter Leitung von Bernhard Meier.

Würdigung der Ehrengäste

Gekonnt, witzig und ganz in der Tradition seiner Vorgänger stellte Hans-Peter Stutz darauf der Festgesellschaft seine Ehrengäste näher vor:
Den Anfang machte er mit dem Frauenverein Höngg, vertreten durch dessen Präsidentin (und Zunftvorsteher-Gattin) Gerda Hilti, begleitet von Rechnungsführerin Edith Erni. Mittlerweile bereits 20 Jahre im Frauenverein tätig, ist es Gerda Hilti mit Selbstvertrauen und grosser praktischer Erfahrung gelungen, den schon 1887 als Kindergarten-Verein gegründeten Frauenverein vom Staub einer über hundertjährigen Geschichte zu befreien und ihn in neuen Strukturen einer erfolgversprechenden Zukunft zuzuführen.

In ihrer Dankesantwort zeigte Gerda Hilti nochmals kurz die Kernaufgaben auf, welchen sich der Frauenverein Höngg für die Zukunft verschrieben hat (ausserfamiliäre Kinderbetreuung und Aufrechterhaltung des übrigen aktuellen Dienstleistungsangebots) und gab ihrer Hoffnung für eine weitere breite Abstützung ihrer Vereinsaktivitäten im gesamten Quartier Ausdruck.