75 Jahre Zunft Höngg

Festliche Eröffnung des Jubiläumsjahrs in der ETH Hönggerberg

Am 22. Januar 2009 jährte sich die Gründung der Zunft Höngg zum 75. Mal: Am 22. Januar 1934 war sie im Höngger Restaurant „Mühlehalde“ aus der Taufe gehoben worden. Und so eröffnete die Zunft Höngg am Gründungsdatum ihr Jubiläumsjahr mit einer festlichen Eröffnungsfeier in den Räumlichkeiten der ETH Science City auf dem Hönggerberg. Ganz ihrem Jubiläumsmotto „Vergangenheit feiern – Zukunft leben“ verpflichtet, wurde dabei nicht nur die Vergangenheit gewürdigt, sondern auch wach und kritisch ein Blick auf mögliche Perspektiven einer zünftigen wie auch wirtschaftlich-gesellschaftlichen Zukunft gewagt.

Zukunft leben

Vor Beginn des eigentlichen Festprogramms bot die ETHZ in ihrem Hochschulcampus interessierten Festteilnehmern um 16:15 Uhr ein reiches Vorprogramm an, bei welchem insbesondere das Information Science Laboratory des „Stadtquartiers für Denkkultur“ und dessen Baugarten Value Lab näher vorgestellt wurden. Information Science: Was könnte besser den Blick in die Zukunft repräsentieren?

Vergangenheit feiern

Ab 17:30 Uhr fanden sich auch die übrigen Gäste zum Apéro ein, Höngger Zünfter und Zunftgesellen im Kleinjogg- oder Küferkostüm wie auch unzählige kostümierte Zünfterfreunde aus anderen Zünften, alle begleitet von ihren Damen in Tracht oder Abendkleid, begrüsst von den schmissigen Klängen des „Musikvereins Höngg“, welcher die Zunft ja seit deren Gründung stets als eigens Höngger Zunftspiel begleitet hat. Die ETH hatte als Zeichen ihrer Verbundenheit mit dem nahen Quartier das repräsentative Entree ihres Physikgebäudes für diesen Abend eigens zur Verfügung gestellt, erstmals und einmalig, wie vorgängig betont wurde. Um es vorweg zu nehmen: Das Experiment wurde zu Ende des Abends von ETH-Repräsentanten als höchst gelungen bezeichnet, und eine vermehrte Öffnung nach aussen wurde nicht ausgeschlossen.

Nachdem alle ihre Plätze an den festlich gedeckten Tischen eingenommen hatten, begrüssten OK-Präsident Walter Zweifel und „Tages-Major“ Robert Zurbriggen die Gäste und durften als Auftakt des festlichen Abendprogramms den ersten Redner des Abends, Prof. Dr. Roman Boutellier, Vizepräsident Personal & Ressourcen der ETHZ, ansagen. Boutellier spannte in seinem launigen Referat den Bogen von den ersten steinzeitlichen Jägern und Sammlern über das zünftisch-ständisch organisierte Ancien Régime bis hin zur Neuzeit und „bewies“ mit plakativen Grafiken, dass erst mit dem Ende der Zunftherrschaft ein innovativer, expansiver Wohlstand und ein Anstieg des Bruttoinlandprodukts möglich geworden sei.

In seiner folgenden Rede umriss der Höngger Zunftmeister Dr. Hans-Peter Stutz die Geschichte der Zunft Höngg ab der Gründung bis heute und würdigte alle diejenigen Zunftmeister und herausragenden Zünfter, welche ihrer Zeit prägnant den Stempel aufzusetzen vermocht hatten.

Neue Zunftfahne

Da die bisherige Höngger Zunftfahne doch schon sehr in die Jahre gekommen war, hatten sich zahlreiche Zünfter zusammengetan, um der Zunft aufs Jubiläum eine neue Fahne in korrektem Wappen und modernerem Design zu schenken. Unter den Klängen des Fahnen- und des Sechseläutenmarsches der Zunftmusik wurde sie der Zunft präsentiert und von der bisherigen Fahne mit dem traditionellen Fahnengruss empfangen.

Nach dem vom SV-Service hervorragend zubereiteten Diner stellte Zunftmeister Stutz der Festgesellschaft seine Ehrengäste Dr. Christian Rahn, Zunftmeister der Höngger „Göttizunft“ zum Widder, und Kurt Knuser, Zunftmeister der Landzunft Regensdorf, vor. Diese konterten humorvoll und routiniert, was vom Publikum mit viel Gelächter verdankt wurde. Insbesondere die Damen, denen solche zünftigen Rededuelle aus naheliegenden Gründen bislang wenig bekannt waren, zeigten sich begeistert von der hochstehenden „zöiftigen“ Rhetorik.

„Vergangenheit – Gegenwart – Zukunft“

Bevor zu Dessert und Tanz zu den fetzigen Rhythmen des „Jazz Circle Höngg“, geschritten wurde, zeigten die Höngger Zunftgesellen in einer hochstehenden kabarettistischen Einlage Vosteherschafts-Szenen von damals (1934), heute (2008 im Vorfeld der Jubiläumsplanung“ 2009) und in fernerer Zukunft (2234) und ernteten für ihre gekonnte Darbietung anhaltenden Applaus.

Gegen Mitternacht fand die Eröffnungsfeier mit einem hübschen „B’haltis“ für sie und ihn einen leider viel zu frühen Abschluss.

Text Ueli Friedländer / Fotos Rainer Stocker