1.  August 2022 in Höngg

Als wir gestern über den Münsterhof zur 1. August-Feier der Stadt Zürich marschierten und all die prächtigen Banner sahen, waren unser Zunftmeister Walti Zweifel und ich als sein Begleiter noch unsicher, ob auch ein Höngger Fähnrich vor Ort sein würde. Aber auf unseren Alt-Bannerträger und Zunft-Fotografen Markus Spalinger ist eben Verlass. Er schwenkte bereits die Fahne und trotz brütender Hitze gönnte er sich nicht die kleinste Tenu-Erleichterung.

Lieber Markus – grossen Dank für Dein Engagement! Mit Deinen Steher-Qualitäten kannst Du jederzeit bei der Queen’s Guard anheuern.

Von der grossen städtischen Bühne ging es dann am Abend auf den Hönggerberg zur traditionellen 1. August-Feier unseres Quartiers. Hier war der Rahmen zwar etwas bodenständiger, nicht aber die Festrede unseres Zunftmeisters Walti Zweifel. Der quirlige Christian Jott Jenny als Festredner beim Bürkliplatz rief die Schweiz dazu auf, die Neutralität zu überdenken und neue Freunde in der Welt zu suchen. Walti Zweifel dagegen betonte in seiner historisch gefärbten Rede zunächst die Bedeutung und Vernetzung der Höngger Vereine und Institutionen sowie das Spannungsfeld zwischen Tradition und Moderne.

Dann folgte eine geballte Ladung Schweizer Geschichte von 1291 bis zum Sonderbundskrieg von 1847 und der Bundesverfassung von 1848. Mit dieser sei der moderne Bundesstaat begründet und nach dem Prinzip der Subsidiarität ein Ausgleich aller politischen Kräfte geschaffen worden. Mitbestimmung auf allen Ebenen gehöre zur DNA der Eidgenossenschaft.

Und damit zur Kernaussage und originellen Forderung unseres Zunftmeisters: Es sei doch völlig unbefriedigend, dass die Zürcher Quartiere (welche wie Höngg mehr Einwohner aufweisen als mancher Kanton) über sie direkt betreffende Fragen so gut wie keine demokratischen Mitwirkungsrechte besässen.

Als aktuelles Beispiel wurde die Verkehrs- Bau- und Parkplatzpolitik genannt. Hier müsse unbedingt über ein institutionalisiertes Mitwirkungsrecht der Quartiere nachgedacht werden. Mehr Föderalismus und Quartierautonomie können unserer Stadt und seinen Quartieren nur gut tun – so die starke Botschaft.

Dass unser Zunftmeister mit seiner ebenso glänzenden wie engagierten Festansprache den staatsbürgerlichen Nerv vieler Hönggerinnen & Höngger getroffen hat, machten der wiederholte Szenen- und der anhaltende Schlussapplaus mehr als deutlich.

Und wie bei der städtischen 1. August-Feier hatten auch auf dem Hönggerberg zwei starke zunftmeisterliche Tenöre den Lead beim Singen des Schweizerpsalms.